Wer ihren Namen googelt und auf „Bilder“ klickt, wird sich spätestens auf Seite 2
wundern.
Neben dem Antlitz einer mediterranen Schönheit tauchen dort niedliche
rote Sandaletten und schwarze Boots mit gesticktem Schmetterling am Knöchel
auf. Nun ist Silvia Dias zwar erst 24 Jahre alt, verfügt aber über eine Biographie,
die mehr als nur diese eine Überraschung bereit hält.
Doch klären wir zunächst das Geheimnis um die Schuhe auf: Als das junge moderne
Schuhlabel Papillio, von Birkenstock, die Sängerin erstmals singen hörte, bot sie
ihr gleich die Patenschaft für eine eigene Kollektion an, und so steht nun also Silvias
Name neben dem von Heidi Klum in den aktuellen Annalen der renommierten Firma.
Wie aber kann solch eine gewinnende Stimme entstehen? Geboren wurde die hübsche
Portugiesin als Spross einer Sängerin sozusagen Backstage, während einem Auftritt
ihrer Mutter, die im achten Monat etwas zu früh, noch nicht die natürliche Bestimmung
ihrer Tochter mit einkalkulierte.
Seit Silvia 15 ist, steht sie professionell auf einer Bühne.
Entdeckt wurde sie dort schon mehrfach, im Alter von 16 hat Silvia Dias für eine
ZDF-Fernsehserie den Titelsong gesungen, Nachwuchswettbewerbe gewonnen,
Radio-Jingles eingesungen und für zahlreiche Stars den Backing part übernommen.
Bei großen Konzerten wie Belfort oder dem Jazzfestival in Montreux wurde Silvia
mit 17 schon als der Geheimtipp im Pop-Business gehandelt, war im Kino europaweit
in Werbespots zu hören und zu sehen und brachte schon damals Ihre wundersame
Sangeskunst in die Ohren vieler hunderttausender Menschen.
Seit sie 2009 ihr Album-Debüt „Love is Paramount“ inklusive den Songs “Thank
You und Realize” veröffentlichte, ist nicht mehr viel geblieben vom Geheimen.
Unter der Ägide des Produzenten Tom Hapke entwickelte sie sich zu einer Sängerin,
der Eigenart im Wortsinn zugeschrieben werden darf, vielleicht sogar muss. Das Debut mit großen TV Placement und Charteintritt war der erste achtsame Erfolg,
eines idealistischen Projekts, das sich ganz im Gegensatz zur schnellllebigen
Musikindustrie einem langsamen und sensiblen Aufbaus eines jungen Diamanten
verschrieben hat und nun mit dem Album “Yesterday A Dreamer” die Poliertücher
nun getrost zur Seite legen kann.
SILVIA DIAS „DAS NEUE ALBUM 2011“
Nach einer Zeit persönlicher Rückschläge hat Silvia Dias nun mit „Yesterday A Dreamer“
ihr zweites Album eingespielt, das zwar weiterhin unzweifelhaft im Genre Pop angesiedelt
ist, als beinahe intimes Statement und charismatische Standort-Bestimmung, aber emotional
weit über das Debüt hinaus geht. Hier finden sich Balladen ohne jeden Hang zur bloßen
Gefühlsduselei, Uptempo-Nummern mit Verve und Groove, selbst für außerordentlich feminine Introspektiven bleibt Raum. Allein die gängige Durchschnittsware hat keinen Platz gefunden in Silvia Dias’ Kosmos des Jahres 2011.
Die in der Popbranche eher unübliche Entscheidung ihres Produzenten Tom Hapke, seiner Elevin Zeit und Raum fast nach Belieben und Bedarf zu öffnen, trägt jetzt Früchte. So entschieden sich die beiden, alle neuen Songs erst einmal ohne eine Nutzung der großen Studios aufzunehmen, sondern lieber bei Tom im kleinen Recording-Studio zuhause. Während dieser intensiven Arbeit entstanden Emotionen, die im Beisein anderer Studioleute so garantiert nie zustande gekommen wären. Eine völlige Erdung und ein absolutes Loslassen während der Produktion wurde zum Fundament der neuen Songs.
Das Ergebnis ist ein aufregender Zwitter, ganz salopp gesagt. Zum einen nach internationalen
Standards produziert, zum anderen nach individuellen Vorlieben gestaltet. Der schwedische
Produzent Anders Hansson, der unter anderem den Song „Crying At The Discothec“ von Alcazar und “Release me” von Agnes schrieb und Alben für Cher und Christina Aguilera produzierte, bot seine Mitarbeit an der „unbelievable voice“ an, Tom Hapke, der eher als Songschreiber „handgemachter Elemente“ gilt und Anders Hansson, der seine Songs eher in „elektronischer Natur“ veredelt, brachten weitere Songs für Silvia Dias hervor, die genau diese beiden Elemente perfekt miteinander vereinen. Ein Umstand, der ihr Album jetzt zum Kaleidoskop dessen werden lässt, was im Pop gerade en vogue ist und denselben andererseits auch seit Dekaden auszeichnet.
Und so ist „Yesterday A Dreamer“ zu einem Album gewachsen, das Hit-basierte Songs mit
höchst persönlichen Statements verbindet; das cool genannt werden kann und darf, aber nicht
immer muss; das eine inkommensurable Stimme präsentiert, ohne deshalb gleich auf bloße
Kunstfertigkeiten zu schielen; das den entscheidenden zweiten Schritt unternimmt, ein extraordinäres Talent im europäischen Markt und möglicherweise weit über diesen hinaus zu etablieren.
Wer in den nächsten zwölf Monaten nichts von Silvia Dias hört, das wagen wir hier mal
zu orakeln, hat sich für guten Pop einfach nicht interessiert und sich auch gar nicht
nennenswert um ihn gekümmert.
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